Hier werden wir in unregelmäßigen Abständen alte und lustige Passagen aus unserer 210 jährigen Chorzeit bringen.
Im Jahre 1852 scheint eine „ wichtige ” Neuerung eingeführt worden zu sein, denn es findet sich im Chorbuche ein neuer Ausgabeposten für ” Rauch-und Schnupftabak ”, und zwar waren dafür in diesem Jahre 8 Groschen 8 Pfennige eingesetzt. Diese beiden Bedürfnisse erforderten im Jahre 1854 sogar 14 Groschen 5 Pfennige. Als später die Zigarre die Pfeife verdrängte, schwand dieser Posten aus den Rechnungen; er ist zum letzten Male im Jahre 1872 mit 7 Groschen 6 Pfennigen aufgeführt.
Im Jahre 1854 wurde über die Aufnahme neuer Mitglieder folgender Beschluß gefaßt:
„ Ein Subjekt, das ins Chor tritt, hat 1 Thaler 10 Groschen zu bezahlen als Einschreibegebühr; ist der Vater schon im Chor, so hat der Sohn, wenn er ins Chor tritt, bloß 1 Thaler zu bezahlen ”.
Unterzeichnet war diese neue Bestimmung von sämtlichen Chormitgliedern; diese Maßnahme ist später bei allen Neuerungen stets beibehalten worden.
In den nächsten Jahren wurde es Sitte, daß den einzelnen Mitgliedern bei Familienfesten, wie Hochzeit oder Taufe, ein Lied gesungen wurde. Dafür spendete der Betreffende ein besonderes Gratial, was meist in einem Faß Bier bestand. So lesen wir im Anschluß an die Chorrechnung von 1855:
„ Bei dieser Chor-Rechnung haben sich Ernst Pieger, Christian Matthey, Friedrich Kleiner, Theodor Mädler für die Hochzeit beim Chore dadurch gelöst, daß sie eine Tonne Bier berappten .
Theodor Mädler ”
Nach der Rechnung von 1856 lesen wir:
„ Unser wertes Mitglied Herr Gottlieb Schmidt aus Burgau hat uns eine große Freude bereitet, indem er sein Versprechen erfüllte, was er voriges Jahr that, nämlich: - Wenn mich Gott das Jahr am Leben er-hält und ich vom Chore eingeladen werde zum nächsten Chorschmaus, so will ich einen viertel Eimer Wein zum Besten geben-. Das hat er getan, sein Wort gehalten, darum wurde von seinen Collegen aus ihm der schönste Dank gesagt mit dem Wunsche, uns ferner treu zu verbleiben. Niedergeschrieben nach der Chorrechnung von1856 im Jahre 1857 im Februar von dem Direktor des Chores Th. Mädler ”.
Am Schluß der Rechnung von 1857 heißt es:
„ Bei dieser Rechnung haben sich August Keßler, David Hönnger, Christian Weise von Burgau und Gottfried Martin aus Winzerla für ihre Trauung beim Chor dadurch gelöst, daß sie eine Tonne Bier deponierten ”.
Noch angeführt sei die Nachschrift von 1858; sie lautet:
„ An diesem Chorschmauß sind aufgenommen worden ins Chor: Wilhelm Keucher ( jetzt wohnhaft in Klosterlaußnitz ) und Friedrich Schmidt ( der Blinde). Friedrich Hundertmark ist im vergangenen Jahre getraut und will sein Gratial mit den beiden oben angeführten neuen Mitgliedern im Laufe des Jahres 1859 geben. Es war an diesem Chorschmauß sehr heiter und zwei Mitglieder, Donat Keucher aus Winzerla und Christian Herrmann aus Burgau, haben beide einen Eimer Bier poniert und uns dadurch einen zweiten Tag bereitet, der ebenso heiter dahin geschwunden; es war der Tag nach dem Chorschmauß, den 13. Januar.
Niedergeschrieben d. 18.Januar 1859 Th. Mädler, Lehrer ”
Am 25.11.1923 wird mit Rücksicht auf die traurige finanzielle Lage unter Hinzuziehung des Wirtes beschlossen: “ Im Vereinszimmer wird während der Singstunde nicht bedient, Licht und Heizung bezahlt der Verein .”
Am 18.12. findet in der Mitte des Gastzimmers der Weintraube abends 230- 4 Uhr unter Hinzuziehung sämtlicher gehirn-, magen-und valutastarken Mitglieder eine erweiterte Vorstandssitzung statt, in welcher wichtige Fragen über den Seelenwandel des Rollmopses und anderer Menschen über Weltumsturz und Säuglingspflege gestreift wurden bis die höchsten Höhen der Wissenschaft erreicht waren und nun in einen vom Gesamtvorstand erbetenen Ermächtigungsgesetz gipfelte. Wir bestim-men, daß am 10.02.1924, dem heiligsten Feiertag des Vereins, zur Erreichung unseres Zieles eine Massenspeisung von Männlein und Weiblein im Gasthof zur Weintraube stattfindet. Impfschein ist mitzubringen.
Winzerla, den 30.12.1923 gez.: Wilhelm Kachel 1. Vorstand