1.Seite unseres Chorstatutes vom 01.Februar 1810
Chorgesetze von Burgau und Winzerla
(Abschrift des im Archiv des Männerchores Winzerla von 1810 e.V. vorliegenden Originaldokumentes )
Nachstehende Gesetze des Musik-Chores von B u r g a u und W i n z e r l a sind nach vorhergehaltenen Termin bei Herzögl. Kirchen-Commission zu Jena den 1.Februar 1810 confirmiert worden.
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Das confirmierte Exemplar der Chorgesetze von Herzögl. Kirchen- Commission befindet sich im Pfarrarchiv zu Burgau.
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C o p i e r d e s T e r m i n s
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Actum Jena
den 1. Februar 1810
Praes.
Herr Considt. Rath
und Amtsmann Gruner
Coram Commissione erschienen:
Herr Cantor Heinrich Christoph H e c k e r aus Burgau
der Schultheiss Samuel K n o t e aus Winzerla , Namens der Gemeinde das.
Johann Gottlob A l b e r t i, Gerichtsschöppe, und Bernhardt T ö p p n e r aus Burgau, Namens dasiger Gemeinde, und
die Musikanten, als
Adam Friedrich K e u c h e r
Christian S c h u m a n n
Jacob S c h u m a n n
Christian K n a b e
Gottfried K e u c h e r
Ernst N ö l l e r t
Wilhelm S c h u m a n n
Michael T ö p p n e r und
Bernhardt T ö p p n e r
Propositis proponendis wurde in Ansehung der Pauken mit Einverständniss sämtlicher Comparenten festgesetzt:
Hierauf wurden die Chorgesetze vorgelesen und alles für gültig bestätigt.------ wie folgt.---
I.
E i n n a h m e n d e s C h o r e s
Das hiesige Chor bekömmt jährlich aus der Kirche zu Burgau und Winzerla und Göschwitz:
1 8 Gr. a/ 6 Groschen laut Schul Martricul.
Bekömmt dasselbe aus der Gemeinde Burgau so lange wie Kirchenmusic gemacht wird, jährlich 1 Rthrl
Dasselbe bekömmt aus der Gemeinde Winzerla jährlich auch 1 Rthrl.
Von einer Hochzeit, wo Kirchenmusic gemacht wird, bekömmt dasselbe 1 Rthrl.. Wird aber keine Music verlangt, so bekömmt dasselbe nur 12 Gr.
Wird das Chor bei einem Begräbnis zum Singen verlangt, so bekömmt dasselbe dafür 12 Gr.
II.
R e c h t e d e s C h o r e s
Das hiesige Chor hat, laut höchsten Rescripts das Recht: dass keine fremden Musikanten in Burgau und Winzerla Tanzmusic spielen dürfen, ohne sich vorher mit dem Vorsteher des Chores abgefunden zu haben.
Sollte daher in Winzerla oder Burgau bei einer großen Schlittenfahrt mit Music der Fall eintreten, dass diese fremden Musikanten auch Tanzmusic machten, welches die Gastwirthe doch nicht immer verhindern können, so sollen die Gastwithe verbunden seyn, dafür 1 Rthrl. in die Chorcaße zu erledigen.
III.
O b l i g e n h e i t e n d e r A d j u v a n t e n
Jedes Subject im Chor, hat dem Cantor, wie in Music-Geschäften, als seinen Vorgesetzten anzusehen, und sich, so lange als das Chor bei einander ist, als ein gesitteter Mensch zu betragen.
Die Aufnahme der Subjecte ins Chor bleibt der Einsicht des Cantors allein überlassen.
Jedes Subject, das ins Chor aufgenommen wird, giebt dem Chore bei seiner Aufnahme ½ Eymer Bier Douceur, desgleichen 16 Gr. in die Chorcaße.
Bei, denen vom Cantor bestellten Musicproben, muss jeder ohne Ausnahme erscheinen. Nur erhebliche Ursachen können davon frei sprechen, die aber dem Cantor gemeldet werden müssen. Jede Probe, die ohne Entschuldigung ( beim Cantor) versäumt wurde, kostet 1 Gr. Strafe.
Bei einer Probe wird nicht länger als eine Viertelstunde nach der festgesetzten Zeit gewartet. Wer nach dieser Frist kömmt, zahlt 6 Pf. Strafe.
Bei der Probe selbst wird nicht eher Tabak geraucht, bis nach völlig geendigter Probe. Raucht einer früher , so muss er 6 Pf. Strafe erlegen.
Fängt ein Adjuvant während der Probe einen unnöthigen Zank an, oder stört durch unzeitiges Gespräch die Probe, der soll um 6 Pf. gestraft werden.
Versäumt ein Adjuvant ohne hinlängliche Entschuldigung die Kirchenmusic, so muss er 2 Gr. Strafe erlegen.
Wird über alle diese Strafgelder ein Fiscus und eine jährige Rechnung über Einnahme und Ausgabe geführt, welche der jedesmalige Vorsteher des Chors zu fertigen, und der Cantor zu revidiren hat.
Es hat jeder Adjuvant die Obligenheit so wie ihn die Reihe trifft das Vorsteher-Amt zu übernehmen, und Rechnung über Einname und Ausgabe zu führen; die er dem Cantor zur Durchsicht zur gehöriger Zeit zu übergeben hat.
Diese Rechnung des Chors wird jedesmal auf das Neuejahr den 3. Tag sämtlichen Adjuvanten vorgelegt; wo zugleich auch an den Vorsteher alle Strafgelder abgezahlt werden sollen, und die Rechnung selbst berichtiget wird.
Nach Schluss der Rechnung, werden die etwann vorhandenen neuen Subjecte, nach dem ihnen diese Gesetze vorgelesen worden in das Verzeichniss eingetragen, worauf sie dem Cantor durch Handschlag die Befolgung der Gesetze angeloben.
Soll die Chorrechnung doppelt gefertigt werden, wovon ein Exemplar dem Cantor, das andere aber dem Vorsteher zur Aufbewahrung in die Chorlade übergeben wird.
Sollen nach Umständen der Chorcasse mit Bewilligung des Cantors, Kirchenstücke und andere Uebungsstücke angeschafft werden, welche dann in der Chorlade als Inventarium verbleiben.
Kein anderer kann an Tanzmusic Theil nehmen, der nicht wirklicher Choradjuvant ist. Hingegen hat...
Jeder Fremde, der an benannter Tanzmusic Theil nimmt, wenn er über 1 Rthrl. verdient, täglich 4 Gr. in die Chorcasse zu entrichten. Ist Verdienst geringer, nur 2 Gr.
Für diese Zahlung haben diejenigen Adjuvanten zu sorgen, die mit dem Fremden spielen.
Jeder neue Adjuvant wird zur Tanzmusic mit genommen, wofür er dann verhältnismäßig von der Parthie bezahlt werden muss.
Wird von den Gastwirthen in Burgau und Winzerla Tanzmusic verlangt, so muss der jedesmalige Vorsteher des Chors die Adjuvanten richtig bestellen; und bleibt dafür verantwortlich.
Auf das Neuejahr sind die Choradjuvanten befugt dem Cantor, in Burgau, Winzerla, Ammerbach und Göschwitz das Neuejahr mit einsingen zu helfen; wovon das Chor, solange gesungen wird, ein billiges Honorar an Essen und Trinken bekömmt.
Jeder Adjuvant hat ohne Ausnahme des Sonntags, oder überhaupt wenn Predigt ist, 1 Pf. in die Chorcasse zu erlegen, welche der Vorsteher zu berechnen hat.
Sobald ein Adjuvant heyrathet, muss er dem Chor, nach altem Herkommen ½ Eymer Bier zum Douceur geben.
Kein Ajuvant, der einmal im Chor ist, darf nach Belieben wieder aus demselben ohne gegründete Ursachen heraustreten; und ohne diese gegründeten Ursachen, vorher dem Cantor gemeldet zu haben.
Dass die vorhergehenden Einnahmen des Chors aus den Gemeinden in den angeführten § 2,3,4 und 5 mit Bewilligung der Nachbarn und Gemeindevorsteher geschehen sind; attestieren hierdurch
Johann Gottlob Alberti Gerichtsschöppe zu Burgau
Johann Bernhardt Töppner, Gemeindevorsteher zu Burgau
Johann Samuel Knote Schultheiss zu Winzerla
Adam Friedrich Keucher Gemeindevorsteher zu Winzerla
- Stempel Musikchor Jena-Winzerla-
Dass auch vorhergehende Gesetze des Chors mit Übereinstimmung und Bewilligung sämtlicher
Choradjuvanten anerkannt worden sind, bezeugen durch ihre Unterschrift:
Johann Christian Andreas Schumann aus Winzerla
Johann Bernhardt Töppner aus Burgau
Johann Ernst Christian Nöllert aus Winzerla
Adam Friedrich Keucher aus Winzerla
Johann Christian David Knabe aus Winzerla
Johann Gottfried Keucher aus Winzerla
Georg Michael Töppner aus Winzerla
Johann Jacob Schumann aus Winzerla
Johann Friedrich Wilhelm Schumann aus Winzerla
Johann David Beutner aus Burgau
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Attestirt hierdurch in Fidem Franz Treuber, Pfarrer daselbst
Attestirt hierdurch Heinrich Christoph Hecker, Cantor daselbst
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den Nachricht. Friedrich Fadelius Com: Secret.
Ferner unterschrieben:
Johann Christian Kessler
Johann Andreas Matthey
Johann Karl Grosse
Ernst Donat Keucher
Christian Heinrich Andreas Schumann
Johann Georg Friedrich Samuel Burkhardt
Johann Friedrich Schumann aus Lobeda
Georg Gottlob Seydel aus Ammerbach
Georg Christian Weiland
Friedrich Schumann
Wilhelm Schlegel
Wilhelm David Jecke
Ernst Wilhelm Tietsch
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Mitglieder des Chores zu Burgau
Johann Christian Schumann aus Winzerla
Johann Bernhardt Töppner aus Burgau
Johann Ernst Christian Nöllert aus Winzerla
Johann David Beutner aus Burgau
Adam Friedrich Keucher aus Winzerla
Christian David Knabe aus Winzerla
Johann Gottfried Keucher aus Winzerla
Georg Michael Töppner aus Winzerla
Johann Jacob Schumann aus Winzerla
Johann Friedrich Schumann jetzt in Lobeda
Johann Chriastian Kessler aus Burgau
Johann Andreas Matthey aus Winzerla
Johann Karl Gräfe aus Winzerla
Gustav Fickert aus Burgau
August Kessler aus Burgau
Gottlob Weisse aus Burgau
David Hunger von hier
Friedrich Wilhelm Hundertmark aus Winzerla
Johann Ernst Schmidt aus Burgau
Wilhelm Matthey aus Winzerla
Gottfried Martin aus Winzerla
Wilhelm Kleinert aus Winzerla
Gottlob Kleiner von Winzerla